Handelsblatt, 28. Dezember 2001
Galerie des Stils
MEIN STIL - 10 FRAGEN AN PROMINENTE
Gottfried Helnwein, Maler
Roland Mischke
Handelsblatt: Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?
Helnwein: Was meine künstlerische Arbeit betrifft, ist mein Stil, keinen
Stil zu haben. Genauer gesagt: keine stilistischen Grenzen zu haben. In der
Kunst, aber auch im Leben, gibt es heute nicht mehr die Geborgenheit eines
stilistischen
Überbaus.
Handelsblatt: Welchen Stil bevorzugen Sie bei Frauen?
Helnwein: Individualistisch, eigensinnig, unverwechselbar, unangepasst.
Handelsblatt: Was empfinden Sie als stillos?
Helnwein: Alles, was mittelmäßig, konform und langweilig ist.
Handelsblatt: Was bedeutet Schönheit für Sie?
Helnwein: Alles, was eigenartig, eigenwillig, aufregend und auf irgendeine
Art überraschend ist.
Handelsblatt: Was sind Ihnen die liebsten Orte?
Helnwein: Irland, wo ich lebe - und Italien.
Handelsblatt: Was ist Ihr Lieblingsgetränk?
Helnwein: Guinness.
Handelsblatt: Was ist Ihre Lieblingslektüre?
Helnwein: Comics und Geschichtsbücher.
Handelsblatt: Welche Menschen bedeuten Ihnen etwas?
Helnwein: Ich kannte Marlene Dietrich, die jetzt 100 Jahre geworden wäre.
Mir gefiel ihr eigensinniges und kapriziöses Wesen. Sie war ein androgyner
Engel, dem die überkommenen Vorstellungen dieser Welt viel zu eng waren.
Sie hat ihre eigenen ästhetischen Kriterien geschaffen und damit Geschichte
gemacht.
Handelsblatt: Mit wem sind Sie gern zusammen?
Helnwein: Da ich im Grunde ein Kind der Renaissance bin, lebe ich in
einem Schloss und sitze mit meiner großen Familie täglich an einer
langen Tafel bei Kerzenlicht und Musik. Zur Familie gehören viele Kinder,
viele Freunde und zwei Hunde, die durch die Räume toben.
Handelsblatt: Wie verbringen Sie Silvester?
Helnwein: Möglicherweise im Atelier. Ich arbeite gerade an einer
Landschaftscollage im Großformat.